Einleitung
ediarum.ANTIQUITY ist eine digitale Arbeitsumgebung, die auf die Anforderungen einer Edition von Texten aus der Antike, Spätantike und der byzantinischen Periode, die in Handschriften überliefert sind, zugeschnitten wurde. Sie ermöglicht das einfache und bequeme Erstellen von Transkriptionen einzelner Handschriften und Editionstexten mit Variantenapparat in TEI-XML. Die Editionsrichtlinien von ediarum.ANTIQUITY sind in einem Schema festgehalten, das die umfassenden und häufig redundanten Regelungen der TEI TEI-konform eingrenzt und das auch die Grundlage der folgenden Regeln und Beispiele ist.
Durch die Wahl der Auszeichnungssprache TEI-XML für die Kodierung der digitalen kritischen Edition ist ein fundamentaler Unterschied zur klassischen kritischen Edition, wie wir sie aus unseren gedruckten Ausgaben kennen, markiert, nämlich die Unterscheidung zwischen der Kodierung der Edition im digitalen Format und ihrer Präsentation im Druck, im Internet, als E-Book, etc. Die Edition im eigentlichen Sinn sind die in TEI-XML kodierten Daten, von denen zu erwarten ist, dass sie langzeitverfügbar und rezipierbar bleiben, während es sich bei ihrer Präsentation im Druck oder auch im Internet um im Informationsgehalt reduzierte (oder auch angereicherte) Erscheinungsformen dieser Daten handelt, die zumal im Falle der Online-Präsentation dem fortwährenden Wandel der Technologie unterworfen sind. Festzuhalten sind auf jeden Fall die Vorteile einer kritischen digitalen Edition, wie sie im Folgenden definiert und exemplifiziert wird.
ediarum.ANTIQUITY folgt den hier definierten Grundsätzen einer kritischen digitalen Edition:
- Volltext-Transkriptionen Die Erstellung von Volltext-Transkriptionen (anstelle der Aufzeichnung nur von Lesarten in einer Kollationstabelle) und die Publikation auch dieser Forschungsdaten als Teil der digitalen Edition erhöhen die Nachvollziehbarkeit der von der Editorin gefällten textkritischen Entscheidungen und ermöglichen überhaupt erst eine umfängliche Überprüfung, die weit über das in der Praefatio einer gedruckten Edition an Varianten Präsentierte hinausgeht, da es dort ja immer um die Konzentration von Information auf möglichst knappen Raum geht.
- Textkritische Kommentare Die der constitutio textus zugrunde liegenden Entscheidungen können durch textkritische Kommentare in situ erläutert werden. Auch dies erhöht die Transparenz der Edition.
- Trennung von Transkription und Editionstext Durch die gleichzeitige Bereitstellung von Handschriftentranskription und kritischer Edition bleibt die Edition für unterschiedliche editionsphilologische Ansätze offen.
- Trennung von Daten und Präsentation Durch die strikte Trennung von Daten (mit dem Fokus auf Vollständigkeit) und Präsentation der Daten (in einer für das jeweilige Medium und den jeweiligen Zweck bzw. die jeweilige Fragestellung getroffenen Auswahl an präsentierten Phänomenen) können auf Basis eines Datensatzes ganz unterschiedliche Darstellungsweisen gewählt werden, die zusätzlich durch weitere Daten anderer Herkunft noch angereichert werden können.
Die Arbeit mit ediarum.ANTIQUITY wird durch das Oxygen basierte Eingabemodul ediarum.ANTIQUITY.edit erleichtert. Es handelt sich dabei angelehnt an das Modul ediarum.BASE.edit um eine von TELOTA aus mehreren Softwarekomponenten entwickelte Lösung, die es den Wissenschaftler:innen erlaubt, Transkriptionen von Manuskripten und den kollationierten Editionstext in TEI-konformem XML zu bearbeiten und anschließend auch im Druck und im Web zu veröffentlichen.
Als zentrale Softwarekomponente der Arbeitsumgebung wird Oxygen XML Author eingesetzt. Das Editorenteam arbeitet in Oxygen XML Author nicht in einer Codeansicht, sondern in einer benutzerfreundlichen „Autoransicht“, die über Cascading Stylesheets (CSS) gestaltet wird. Dem Team stehen dabei mehrere Ansichten zur Auswahl, so dass per Mausklick die für den Arbeitsschritt geeignetste ausgewählt werden kann. Außerdem können über eine eigene Werkzeugleiste per Knopfdruck Auszeichnungen vorgenommen werden. So können z. B. im Editionstext Varianten hinzugefügt oder geändert werden. Auch Verknüpfungen zu verschiedenen Registern aus dem Modul ediarum.REGISTER.edit werden unterstützt. Der gesamte Text kann dadurch einfach und schnell mit TEI-konformen XML ausgezeichnet werden.